Experten-Interview: Wi-Fi 6E(xtended)

20. 10. 22 | Solutions

Seit Jahrzehnten plant und implementiert Dani Rietmann Wireless LANs. Als erfahrener Experte weiss er, warum es sich lohnt, in naher Zukunft Wi-Fi 6E einzusetzen.

Dani, was sind die häufigsten Probleme im WLAN, die du in deinem Job als Network Engineer antriffst?

Vor allem in Enterprise-Umgebungen, wo die Anforderungen an das WLAN hoch sind, sind meist entsprechend viele Access Points nötig. Vielfach ist es mit der bis anhin limitierten Anzahl an 2.4- und 5GHz-Funkkanälen nicht möglich, die erwünschten Datendurchsätze zu erreichen. Häufig leidet auch die Verbindungsqualität unter den stark ausgelasteten Frequenzbändern. Viele Endgeräte und auch Non-Wi-Fi-Störquellen wie Bluetooth, Mikrowellen-Ofen etc., arbeiten im gleichen Frequenzspektrum wie unser geschäftskritisches Wi-Fi.

Nun kommt Wi-Fi 6E. Löst dieser neue Standard alle diese Probleme?

Mit Wi-Fi 6E bekommen wir ein neues Frequenzband, das 6GHz-Band! Dies bringt uns zusätzliche 24 Funkkanäle zu den vorhandenen 19 Kanälen im 5GHz-Band. Die bis anhin meist nur in der Theorie brauchbaren 160MHz breiten Kanäle (acht Kanäle gebündelt) können dank dem erweiterten Kanalspektrum tatsächlich auch in Enterprise-WLAN-Umgebungen genutzt werden. Dies bringt Speed, robuste Verbindungen sowie eine bessere Lastverteilung der Endgeräte. Im 6GHz-Band ist zudem keine Radar Detection notwendig, da es keine DFS Channels gibt.

Muss ich nun Hals über Kopf mein WLAN einstampfen, neue Hardware kaufen und alles Wi-Fi 6E-fähig machen?

Nein, auf keinen Fall. Viele bestehende Endgeräte sind noch gar nicht 6GHz-ready. Wenn ein Lifecycle des WLANs ansteht, ist es jedoch sicherlich sinnvoll, die neueste Generation Wi-Fi 6E Access Points anzuschaffen. Die Anzahl Endgeräte, welche Wi-Fi 6E unterstützen, wird sicherlich rasch zunehmen. Cisco wie auch Meraki sind auf jeden Fall bereit dafür. Die aktuellsten Access Points sind bereits mit 6GHz Radios ausgestattet.

Was gibt es bei der Umstellung auf Wi-Fi 6E zu beachten?

Mit Wi-Fi 6E kommt aus Sicht Wireless, vereinfacht gesagt, einfach das 6GHz-Band hinzu. Ansonsten ist es immer noch 802.11ax (Wi-Fi 6). Im LAN-Bereich allerdings sollte man einigen Dingen Beachtung schenken. Wird nämlich ein Wi-Fi 6E Access Point voll ausgenutzt, muss man ihn an einen Multigigabit-fähigen Switchport mit 2.5 oder 5Gbps anschliessen. Auch die PoE-Möglichkeiten der Access Switches (PoE Standard und Power Budget) sollte auf die Tauglichkeit überprüft werden. «Best in Class» Access Points können nämlich je nach Nutzung (Multigigabit, Bluetooth, alle Radios up, etc.) die 30-Watt-Grenze von PoE+ übersteigen. So müssten die Switchports dann UPoE oder 802.3bt unterstützen.

Und was gibt es bei der Security zu berücksichtigen?

Hier ist wichtig zu wissen, dass Wi-Fi 6E nur WPA3 unterstützt. WPA3 ist der aktuellste Security-Standard und bietet höchste Sicherheit für die Datenübertragung. Ist auf einer SSID nur WPA2 konfiguriert, werden die 6GHz Radios der Wi-Fi 6E Access Points automatisch deaktiviert.

Was gefällt dir besonders an Wi-Fi 6E? Hast du ein Highlight?

Ich freue mich über das vergrösserte Funkspektrum und die daraus resultierenden Möglichkeiten, welche uns das 6GHz-Band schenkt. Jahrelang haben wir darauf gewartet!

Sie haben Fragen zu Wi-Fi 6E?

Dann kontaktieren Sie den Experten direkt via drietmann@netcloud.ch.

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